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Strahlend weiße Zähne – so geht’s
Verständlich, dass Sie in Ihrer Jugend weder Zeit noch Lust hatten, gründliche
Zahnpflege zu betreiben. Das muss jedoch nicht heißen, dass Sie mit
eingefallenen Lippen in Rente gehen. „Entscheidend ist eine gezielte
Mundhygiene. Und diese Aufgabe kann nicht an den Arzt weitergegeben werden“,
erklärt Dr. Eberhard Riedel, niedergelassener Zahnmediziner aus München. Packen
Sie also die Zahnbürste aus – wir erklären Ihnen, worauf es wirklich ankommt.
Karies hauptsächlich in Industriestaaten
Zahnfäule ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Welt. Besonders
verbreitet ist sie in den westlichen Industrienationen, während die Länder der
Dritten Welt andere Sorgen haben. So kennen Schulkinder in Tansania Karies
überhaupt nicht.
Lediglich ein Zehntel der insgesamt zirka 500 Bakterienarten des Mundes sind
heute bekannt. Die Hauptschuldigen für Fäulnis, Streptokokken und Laktobazillen,
ernähren sich vom Zucker unserer Nahrungsmittel und produzieren daraus
Milchsäure – sozusagen als Mikroben-Pipi. Die Säure löst Mineralbestandteile wie
Calcium und Phosphat aus dem Zahnschmelz und sorgt dadurch für Löcher.
Forscher züchten inzwischen Bakterien, die statt Säure eine Alkoholverbindung
produzieren und damit nicht den Zähnen schaden. Diese Keime könnten eines Tages
den Platz der Streptokokken einnehmen. Eine dauerhafte Impfung gegen Karies wird
es aber nicht geben.
Worauf es ankommt. Fast jeder von uns wird in der Kindheit mit Kariesbakterien
infiziert. Das klassische Beispiel ist die Mutter, die einen Löffel ihres Kindes
abschleckt (kann aber auch Vätern passieren). Wer als Kind von der Zahnfäule
verschont bleibt, der braucht später selbst beim Zungenkuss keine Angst zu
haben. „Mit 20 Jahren sind die Keime nicht mehr übertragbar”, sagt Professorin
Annerose Borutta von der Poliklinik für präventive Zahnheilkunde in Erfurt. „Die
Mikroflora des Mundes etabliert sich in früher Kindheit.“
Parodontitis – Entzündung im Fleisch
Was früher Parodontose war, nennt sich heute Parodontitis: eine entzündliche
Erkrankung des Zahnfleisches oder der Kieferknochen. Mehr als die Hälfte der
Erwachsenen in Deutschland leidet darunter. Ab 35 Jahren ist die Erkrankung
häufiger als Karies. Verursacher sind Bakterien, die in Zahnfleischtaschen
siedeln und sogar ohne Sauerstoffzufuhr auskommen.
Worauf es ankommt. Angefressene Kieferknochen lassen sich mit
Knochenersatzmaterial wieder aufbauen, präventiv zu handeln ist allerdings
besser. Entzündungen gedeihen immer zwischen den Zähnen, deshalb sollten Sie
dort besonders gründlich putzen.
Speichel als Schmiermittel
Im Speichel finden sich antibakterielle Substanzen, aber auch Mineralien wie
Calcium und Phosphat, die den Zahnschmelz stabilisieren. Wenn der Speichelfluss
längere Zeit stockt, etwa durch Einfluss von Stress oder Medikamenten, dann
herrscht höchste Alarmstufe. US-Wissenschaftler stellten zum Beispiel eine um 84
Prozent erhöhte Karieshäufigkeit bei Ratten fest, denen ein Medikament mit dem
Bluthochdruck-Wirkstoff Clonidin verabreicht wurde.
Worauf es ankommt. Nur Medikamente einnehmen, die keinen negativen Einfluss auf
die Speichelproduktion haben. Andernfalls hilfreich: fluoridhaltige
Mundspülungen. Generell gilt: viel trinken. Allerdings keinen Kaffee, denn das
Koffein hemmt den Speichelfluss. Kaugummi sorgt für eine bis zu zehnfache
Speichelmenge.
Weiße Zähne – nicht um jeden Preis
Laut einer Umfrage des Kuratoriums perfekter Zahnersatz halten 92 Prozent aller
Deutschen schöne Zähne für wichtig. Jede normale Zahncreme enthält einen so
genannten Abrasivstoff (meist Bimsstein), der den Zahn reinigt. Die speziellen
Bleaching-Produkte müssen die natürliche Kristallstruktur des Zahnschmelzes
jedoch ein Stück weit zerstören, um zu wirken. Fatal für den Schmelz ist
Raucherzahncreme, die ungefähr so schonend wirkt wie ein Schwingschleifer.
Worauf es ankommt. Neue Produkte auf Carbamid-Peroxid-Basis garantieren weiße
Zähne für einen Zeitraum von ein bis drei Jahren. So hat der Schmelz Zeit, sich
von der Prozedur zu erholen. Nur die Erstbehandlung erfolgt beim Zahnarzt,
danach nimmt man eine Tube Gel mit nach Hause und trägt es mehrere Wochen lang
über Nacht auf (so genanntes Home-Bleaching). Die Kosten liegen bei rund 500
Mark.
Ernährung und die Regmineralisierung danach
Stellen Sie sich eine Schale Rhabarberkompott vor, die Sie sich als Nachtisch
einverleiben. Anschließend fahren Sie gedanklich mit der Zunge über die Zähne.
Deren Oberfläche wirkt stumpf, denn die Säure entmineralisiert den Zahnschmelz.
Ähnliches gilt auch für Fruchtsäfte. Entscheidende Hilfe bei der
Regmineralisierung, also der Wiederherstellung des Schmelzes, leisten Fluoride.
In Staaten wie USA und Irland werden Spurenelemente dem Trinkwasser zugesetzt.
Auch in der DDR gab es Fluoride aus dem Wasserhahn.
Worauf es ankommt. Verwenden Sie floriertes Speisesalz. Nach sauren Mahlzeiten
benötigen Zähne Zeit zur Regmineralisierung. Zirka eine halbe Stunde keine Zähne
putzen, bis sich die Oberfläche glatt anfühlt – sonst schrubbt man den
angegriffenen Schmelz mit ab. Süßes konsumieren Sie am besten so selten wie
möglich, aber das wissen Sie ja schon. „Und wenn Sie es sich gar nicht
verkneifen können, dann verschlingen Sie lieber eine Tafel Schokolade auf
einmal, als die Stückchen über den ganzen Tag verteilt zu knabbern“, sagt
Annerose Borutta.
Mundgeruch durch Bakterien
Schuld an übelriechendem Atem ist in vielen Fällen Zungenbelag. Die Erzeuger
fauliger Gase sind Bakterien, die Proteine zu schwefelhaltigen Verbindungen
verarbeiten. Besonders gefährdet sind Menschen, die von Berufs wegen viel
sprechen müssen und außerdem unter Stress stehen.
Worauf es ankommt. Schrubben Sie nach dem gründlichen Putzen der Zähne mit der
Zahnbürste auch gleich ein paar Mal über die Zunge. In Apotheken sind spezielle
Zungenputz-Werkzeuge erhältlich, die aber keine nennenswerten Vorteile bringen.
Ein Kaugummi hilft kurzfristig gegen einen trockenen Mund.
Piercing – keinen Schrott in die Mundhöhle
Schon der Gedanke daran lässt Zahnärzte schaudern. Piercing bringt Fremdkörper
in die Mundhöhle, deren Wirkung nicht hundertprozentig kalkulierbar ist.
Worauf es ankommt. Wenn schon Piercing, dann nur mit biokompatiblem Material wie
Goldlegierungen oder Platin.
Zahnersatz – mit Gentechnik kein Drama mehr
Ihnen ist schon der eine oder andere Zahn abhanden gekommen? In Zukunft ist auch
das kein Drama mehr. Mit Hilfe gentechnischer Methoden sind US-Forscher in der
Lage, alle Zellen zu entwickeln, die zum Zahn gehören. Bis zur Serienreife
dieser Methode dürften allerdings noch einige Jahre vergehen.
Worauf es ankommt. Ist ein Zahn erst mal draußen, hilft die beste Prävention
nichts mehr. Gute Zahnimplantate halten inzwischen jedoch rund 20 bis 30 Jahre –
ähnlich lange wie die klassische Brücke.