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Der Rabenstein
Es gibt viele absonderliche und wunderseltsame Geschichten und Dinge
in der Natur, von welchen kein Mensch begreift, wie sie sich begeben
und zusammenhängen, und sind doch da. Und wenn die Menschen sie
erzählen hören, erstaunen sie und erschrecken, aber wissen können sie
sie nicht. So ist es auch mit dem Rabenstein, wovon viele erzählen,
aber keiner etwas Gewisses weiß; daß es aber Rabensteine gibt, das
weiß man wohl.
Ihr habt auch wohl von Diebslichtern gehört. Die sind fast eben wie
der Rabenstein und wie andere unsichtbare Diebslaternen. Es ist aber
greulich zu erzählen, wie Diebslichter gewonnen werden. Sie sind die
Finger von ungeborenen und unschuldigen Kindlein; denn die Finger von
schon geborenen und getauften Kindern kann man dazu nicht gebrauchen.
Und was für ungeborene Kindlein sind das? Und wie muß man die
Lichter gewinnen? Wenn eine Diebin oder Mörderin sich selbst erhängt
oder ersäuft hat oder gehängt oder geköpft worden ist und ein Kind in
ihrem Leibe trägt, dann mußt du hingehen um die Mitternacht, auf des
Teufels Straßen, und nicht auf Gottes Straßen, mit Beschwörungen und
Zaubereien, und nicht mit Gebet und Segen, und mußt ein Beil oder
Messer nehmen, das von Henkershänden gebraucht ist, und damit den
Bauch der armen Sünderin öffnen, das Kind herausnehmen und seine
Finger abschneiden und zu dir stecken. Aber solches muß durchaus um
die Mitternacht vollbracht werden und in vollkommenster Einsamkeit
und Schweigsamkeit, so daß auch kein leisester Laut, ja kein ach! und
kein Seufzer über die Lippen des Suchenden gehen darf. So gewinnst
du Lichter, die, wenn du willst, brennen, und, wie kurz sie auch sind,
doch nimmer ausbrennen, sondern immer gleich lang bleiben. Diese
Zauberlichter haben die sonderliche Natur und Eigenschaft, daß sie
augenblicklich brennen, wie und wo ihr diebischer Inhaber nur denkt
oder wünscht, daß sie brennen sollen, und ebenso geschwind als sein
Wunsch und Gedanke erlöschen. Durch ihre Hilfe kann er in der
dichtesten finstersten Nacht, wenn und wo er will, alles sehen; sie
leuchten aber nur für ihn und für keinen andern, und er selbst bleibt
unsichtbar, wenn sie auch alles andere hell machen. Dabei sitzt noch
die Greulichkeit in ihnen, daß sie eine geheime Gewalt über den
Schlaf haben und daß in den Zimmern, wo sie angezündet werden, der
Schlafende so fest schnarcht, daß man zehn Donnerbüchsen über seinem
Kopf losknallen könnte und er doch nicht erwachte. Denke, wie lustig
sich da stehlen und nehmen läßt!
Auf diese Weise werden die Diebslichter gewonnen und gebraucht, aber
anders der Rabenstein und nicht so greulich, wiewohl auch ein vom
Satan und von seinen Gelüsten verblendetes und verhärtetes Herz dazu
gehört, sich den Rabenstein in die Tasche zu schaffen. Dies ist aber
der Rabenstein, und auf folgende Weise wird er gewonnen:
Die Raben, Krähen, Adler und andre solche Vögel, welche scharfe
Schnäbel und Klauen haben und von Gott auf den Raub angewiesen sind,
sagen die Leute, werden sehr alt und leben wohl zweihundert und
dreihundert Jahre, also viel länger als die ältesten Menschen. Wenn
nun ein Rabenpaar hundert Winter miteinander gelebt und geheckt hat,
dann legt es erst den Rabenstein, und, wie sie sagen, alle zehn
Winter einen neuen Stein. Dieser Rabenstein soll nach der Sage aus
den Augen der Diebe herauswachsen, welche die Raben am Galgen
ausgehackt haben; und das müssen die Raben an vielen hundert Dieben
getan haben, ehe sie einen solchen Wunderstein legen können. Er ist
von der Größe einer Wälschen Nuß oder eines Rabeneies, ganz rund und
glatt und feuerrot wie ein Karfunkelstein, und die Raben legen ihn in
der letzten Nacht des Hornungs: denn noch im Winter legen sie ihre
Eier und im ersten Frühling, wann es noch reift und friert, haben sie
schon befiederte Jungen. Es hat aber dieser grausige Wunderstein
zwei Eigenschaften; die erste, daß er in der Nacht leuchtet wie eine
Sonne und alles umher hell, seinen Träger aber unsichtbar macht, so
daß sich herrlich mit ihm stehlen läßt: die zweite, daß er zu Galgen
und Rad hinlockt.
Wer einen Rabenstein suchen und fangen will, der muß in die hohen
Forsten suchen gehen, wo die großen, himmelhohen Bäume stehen; denn
auf den schlanksten und schiersten Fichten, Eschen und Buchen, welche
der gewandteste Matrose nicht leicht erklettern kann, baut der kluge
Vogel Rabe sein Nest. Da muß er lauschen und lugen, wo er Rabentöne
aus hoher Luft klingen hören und Rabennester entdecken mag, und zwar
an solchen Tagen, wo Schnee gefallen ist; denn dann kann er allein
die rechten Nester finden. Er mag nämlich alle Nester ruhig sitzen
lassen, unter deren Bäumen Schnee liegt, denn in solchen ist kein
Rabenstein. Der Rabenstein nämlich ist so warm von oben, daß es
unter seinem Neste nimmer friert noch taut und daß der Schnee in der
Minute vergeht, in welcher er fällt. Aber wer dies auch weiß, kann
doch wohl hundert Jahre in allen Wäldern und unter allen Bäumen
herumlaufen und sich die Augen aus dem Kopfe gucken, und findet doch
das Nest mit dem Rabenstein nicht. Denn das Glück oder gottlob
leider der Teufel läßt sich nicht immer so leicht greifen, als die
einfältigen Leute sich einbilden. Denn überhaupt sind wenige Raben
in der Welt, und von diesen wenigen wie wenige werden hundert Jahre
alt oder gar zweihundert und dreihundert! Weil strenge Winter, wilde
Buben, Jäger und mächtigere Raubvögel die meisten in der Jugend
verderben--und ferner, wie schwer auch sind die Rabennester zu finden,
da der Rabe nur einen Klang oder Ton macht, wenn er in hoher Luft
fliegt oder auf dem Aase sitzt oder im Neste angegriffen wird, sonst
aber der verschwiegenste und einsamste aller Vögel ist! Hat nun auch
einer einmal einen solchen Baum gefunden, so will es noch ein rechtes
Löwenherz, ja Satansherz dazu, den Rabenstein aus dem Neste
herunterzuholen. Denn hört, wie das geschehen muß:
Wer den Rabenstein haben will, der muß in der letzten Nacht des
besagten Hornungs in den Wald gehen, wo der Baum mit dem
hoffnungsvollen Neste steht. Er muß ganz einsam und allein kommen,
und auch keine Menschenseele muß wissen, wohin und wofür er
ausgegangen ist; und auch keinen Laut, nicht einmal ein Hustchen oder
ein Seufzerlein darf er von sich geben. Auf die Glocke der Zeit muß
er achtgeben und genau um die Mitternachtstunde zur Stelle sein; denn
nur in der Gespensterstunde, zwischen zwölf und eins in der Nacht,
läßt der Stein sich gewinnen. Dann muß er sich so splitterfasernackt
entkleiden, wie Adam weiland im Unschuldkleide der Natur im Garten
Eden gestanden ist; und in diesem Naturkleide muß er nun den Stamm
hinaufklettern und zitternd und bebend im Sinn behalten, daß er
keinen Ton vernehmen lassen darf; denn alsbald ihm auch nur der
leiseste Laut entführe, würde er gleich des Todes sein. Aber nun
merkt euch hierbei wieder des Teufels List. Wenn er den armen
gierigen Kletterer bis oben zur Spitze hinaufgelockt hat, wo das
heillose Nest sitzt, dann darf er nicht hineinschauen und sich den
leuchtenden Stein aussuchen, sondern er muß sich nun noch dreimal um
den Stamm herumschwingen, die Augen zutun, und blind hineingreifen,
und was sein Finger zuerst berührt, das muß er behalten. So hat
sich's oft begeben, daß manche mit einem faulen Ei heruntergekommen
sind und für alle Angst, Arbeit und Schmerzen nur Spott gehabt haben.
Es bringen es überhaupt wohl wenige zustande mit dem Rabenstein,
unter Hunderten, die ihn begehren, wohl kaum einer. Denn alles ist
dabei halsbrechend und ungeheuer. Den meisten vergeht gewiß schon
die Lust, wenn es um die kalte tote Mitternacht an das Auskleiden
gehen soll, und sie nehmen in der Angst die Flucht, und haben dann
gewiß das Geschwirr und Gesurr des höllischen Nachtgesindels im
Nacken hinter sich. Auf diese Weise hat mancher freche und verwegene
Bursch Schuh und Stiefeln, Rock und Hut verloren und den Leuten
hinterher von Dieben und Räubern erzählt, die ihn so bis aufs Hemd
ausgezogen haben; die guten Leute hätten diese Räuber und Kleider und
Schuh aber unter dem Rabennest finden können. Viele erfrieren und
ermatten auch, indem sie den Stamm kaum halb hinaufgeklettert sind,
oder können es vor Schmerz nicht länger aushalten, denn es geht dabei
wohl an ein ehrliches Schinden der Knie, Schenkel und Arme, und so
müssen sie endlich mit Schimpf zurückkriechen oder fallen auch wohl
gar jämmerlich herunter. Das bleibt aber wahr, wenn sie auch oben
bis zur äußersten Spitze und zum Neste gelangt sind, dann wird's erst
recht teuflisch und gefährlich. Nun in der Mattigkeit und Angst den
vollen Verstand behalten und den Ton so bezwingen, daß auch kein Laut
aus der Brust dringt, die Augen zutun, sich dabei dreimal um den
Stamm schwingen, und dann mit der Hand ins Nest fahren und den
letzten Glücksgriff tun--das ist wahrhaftig nicht jedermanns Ding.
Dabei stürzen noch die meisten herunter und brechen den Hals,
besonders wenn es ihnen zu mächtig wird und sie doch stöhnen oder
murmeln. Dann ist es um sie getan. Sowie auch nur der leiseste Laut
fast nur atmet, geschweige klingt, ist sogleich ein ganzes Heer da,
das mit zu dem Satansgaukelspiel gehört. Viele hunderttausend Raben
füllen plötzlich mit ihrem Gekrächze die Luft und umflattern den
armen Sünder, und fallen mit Flügeln, Klauen und Schnäbeln so dicht
auf ihn, daß er herunter muß, er mag wollen oder nicht. Da geht's
denn zuletzt an den Sturz und an ein Hals- und Beinbrechen--denn wäre
der Kletterer ein Löwe von Mut und Stärke, er muß herunter--und mit
den Augen und einem bißchen von Wangen und Nase nimmt die
Gesellschaft gleich fürlieb. Dies sind die Geschichten, wovon man so
oft hört, die man auch oft in Zeitungen liest, wo auf die vermeinten
Mörder gelauscht und gefahndet werden soll: ein junger Jägerbursch
oder Handwerksbursch sei nackt und zerrissen und zerfleischt im Walde
gefunden, von Räubern ausgeplündert und erschlagen oder von zuckenden
Bären und Wölfen zerrissen. Er hat sein mitternächtliches Wagstück
mit dem schwarzen Federvolke so bezahlen müssen, und die Räuber,
Mörder und reißenden Tiere haben weder Knüppel und Pistolen noch
Zähne und Tatzen geführt.
Und nun will ich auch eine Geschichte erzählen von einem, der den
Rabenstein besessen hat, und was er ausgerichtet und wie es mit ihm
geendet hat.
Vor langer langer Zeit lebte zu Boldewitz auf Rügen ein reicher und
vornehmer Herr, der vieler Kaiser und Könige und Potentaten in
schweren Fällen Kriegsobrister gewesen war, der hieß Herr Friedrich
von Rotermund. Dieser brachte aus der Türkei oder aus der Tartarei,
kurz, aus den Heidenländern, wo sie Weiber kaufen, wie bei uns die
Pferde, ein wunderschönes Weib mit, von welcher kein Mensch wußte, ob
sie eine Heidin oder Christin war. Sie war aber nicht sein eheliches
Weib, sondern seine Kebsin. Mit dieser zeugte er ein Feierabendskind,
und das war ein Knabe und hieß auch Friedrich. Es war aber kein
Friedrich, sondern ein rechter Kriegerich; denn der Krieg und die
Wildheit steckte darin, und er war von keinem Schulmeister noch
Züchtiger zu bändigen, sondern ging durch wie ein kosakisches oder
tartarisches Pferd. Er war aber schön wie Sonnenschein und stark wie
Eichbäume und bei all seiner Wildheit den Menschen über die Maßen
angenehm und gefällig; so daß jeder den Buben gern hatte. Nach
seines Vaters Tode, als er fünfzehn Jahre alt war und nun einem
älteren Bruder gehorchen sollte, welcher der Sohn der echten Ehefrau
des alten Rotermund war, ertrug er die strengere Zucht nicht, sondern
entlief und kam nach der Insel Hiddensee, und ging von da zu Schiffe
in alle Welt hinaus und ward ein gewaltiger Matros. Als er sich das
muntre Seeleben ein halbes Dutzend Jahre versucht hatte, ist er
einmal wieder nach Stralsund gekommen und von da zu Hause nach Bergen
in Rügen, wo seine Mutter wohnte. Und seine Mutter und andere
Freunde haben ihn dort beredet, er solle auf dem Lande bleiben,
welchem Gott feste Balken untergelegt hat, und das unstäte und
unsichere Meer verlassen. Und er ist zu einem Förster in die Lehre
gegangen, daß er das fröhliche und lustige Weidwerk lernte, und bald
ein flinker und hübscher Jägerbursch geworden, vor welchem die Weiber
und Mädchen in den Türen und Fenstern stillstanden und ausschauten
und freundlich nickten und grüßten, wenn er vorüberging; denn er ist
wohl einer der schönsten und reisigsten Menschen gewesen, die man
weit und breit sehen konnte. Hier hat er nun aber, wie es oft bei
den Weidmännern geschieht, mancherlei verbotene Künste gelernt, ist
ein Freischütz geworden, und hat sich den Rabenstein geholt. Dies
war dem mutigen Matrosen nur ein Spiel gewesen, welchem im wildesten
Sturm nimmer ein Mast zu hoch noch zu glatt gewesen, daß er ihn nicht
erklettert und von seiner Spitz dem heulenden Meer fröhlich in den
offenen Todesrachen geschaut hätte.
Fritz Rotermund--so nannten ihn die Leute--hat sich nun von seinem
Funde des Rabensteins nichts merken lassen, sondern seinen
karfunklischen Diebsschlüssel gar lustig gebraucht; doch weil er von
Natur sehr gutherzig und freundlich war, hat er keine sehr greuliche
Taten getan, sondern solche, welche die leichtsinnige Jugend oft nur
lustige Streiche nennt. Weil er mit seinem Stein unsichtbar in alle
Häuser und Kammern gehen konnte, so hat er freilich die lustige Gabe
genutzt, aber nie keinem ehrlichen oder armen Menschen nur einen
Heller genommen; sondern wo er einen bösen, ungerechten Herrn wußte,
der auf seinen Schätzen lag, die er aus dem Schweiß und Blut seiner
geplagten Untertanen zusammengepreßt hatte, oder einen Filz und
Wucherer, der unersättlich die letzte Habe der Kleinen und Geringen
im Volk verschlang, da hat er fleißig eingesprochen und ihre Kisten
und Beutel etwas leichter und schlaffer gemacht. Das ist aber
besonders an ihm gewesen, daß er von solcher Diebsbeute fast nie
etwas für sich behalten, sondern es fast alles hingetragen hat, wo er
arme und notleidende Alte und hungrige und verlassene Kindlein gewußt
hat. Da ist er nächtlich und mitternächtlich, wo alle Augen der
tiefste Schlaf geschlossen hielt, in die Häuser geschlichen und hat
die silbernen oder goldenen Gaben auf Tische, Betten und Wiegen
hingeschüttet; daß die Leute, wenn sie erwachten, erstaunten und die
Hände zusammenfalteten und beteten. Denn sie konnten nicht meinen,
daß eine unsichtbare Diebshand die wohltätige Verteilerin gewesen sei,
sondern mußten glauben, es sei von oben gekommen und ein Englein vom
Himmel habe es ihnen ins Haus getragen. Und so ist in den Städten
und Dörfern, welche der Förster Fritz besuchte, mancherlei Gerede
entstanden zugleich von verwegenen Dieben und von wohltätigen Engeln,
wie denn Gottes Reich und Satans Reich und die Gespräche darüber hier
auf Erden immer mitsammen sind. Aber noch viele andre Schalkstreiche
hat der lose Fritz verübt, der leicht wie der Wind allenthalben aus
und ein schlüpfen konnte; und was würden die Türen und Fenster, wenn
sie Mund hätten, von ihm nicht alles zu erzählen wissen! Doch das
darf ich nicht alles erzählen, weil es sich hier nicht schickt; und
auch die andern Possenstreiche alle könnte ich nimmer auserzählen,
die er zu Weihnachten und Fastnacht und bei Hochzeiten, Tänzen und
Mummereien als der unvermummte und doch unsichtbare Gast gespielt hat.
Eine Not aber hat Fritz bald in dem Rabenstein gefühlt, die eine
schwere Not war und die als eine Teufelsplage der verbotenen Kunst
anhängt. Weil nämlich der Rabenstein aus Galgenvögeln und
Galgenaugen geboren wird, so hat er einen heimlichen und
unüberwindlichen Trieb zu Galgen und Rad in sich, eine Witterung, die
seinen Träger und Besitzer treibt, daß er mit dabei sein muß, wenn es
an solchen hohen Stellen etwas zu tun gibt. Wenn daher auf der Insel
in einem Hochgericht und an einem Galgen einer geköpft oder gehängt
werden sollte, so trieb's ihn mit Teufelsgewalt und wie auf
Windesflügeln hin; er mußte mit dabei sein, und sollte er drei, vier
Meilen in zwei Stunden laufen, daß dem Atemlosen die Zunge aus dem
Halse hing. Das war aber noch viel schlimmer und grausiger, daß er
die Geburtstage und Jahrestage der gerichteten armen Sünder mitfeiern
mußte. An dem Jahrestage der Hinrichtung nämlich versammelten sich
die Geister der Gerichteten, damit sie ihren nächtlichen Totentanz um
die Hochgerichte halten; und diesen Tanz begehen sie um die grausige
Mitternacht, und da müssen alle die mitfeiern und mittanzen, welche
den Rabenstein haben. So mußte denn auch Fritz manche liebe Nacht,
wo er gern anderswo geweilt oder geschlafen hätte, im Hagel und
Schnee, im Sturm und Donnerwetter hinaus in das wilde Weite und über
Heiden und Felder, gleich einem Kain, zu Galgen und Hochgericht
fortlaufen und den schaurigen Tanz mittanzen, bis ihm oft der Atem
schier auszugehen anfing; denn seine Mittänzer und Mittänzerinnen
hüpften begreiflicherweise auf den allerleichtesten Füßen einher.
Und die Leute konnten ihm die Reise zu einem solchen nächtlichen Ball
wohl anmerken, und daß ihm irgend was Unrechtes widerfahren war--denn
er sah acht, vierzehn Tage nachher noch bleich und krank aus--er aber
schüttelte alle fremde Bemerkungen und Fragen leicht von sich ab,
machte irgendeinen Scherz oder Wind darüber und sagte: "Ei was! Ihr
Siebenschläfer, die ihr euch jeden Abend zu regelmäßiger Zeit auf
eurem weichen Pfühl hinstreckt, könnt euch wohl rosige Wangen und
dicke Bäuchlein anschnarchen; aber mit dem Jäger ist es gar anders
bestellt, der muß viel ein nächtlicher Gesell sein: Füchse, Marder,
Ottern und anderes Wild, das euch die warmen Pelze liefert, fängt und
belauert man nicht beim Sonnenschein. Man stößt da auch wohl
zuweilen auf etwas, das nichts taugt, aber das schüttelt ein tapfrer
Jäger auch wieder ab, und die tüchtigen und geheimen Jägerkünste zu
lernen und die tapfern Jägergeschichten zu bestehen, dazu gebricht
euch das Herz."
So hatte Fritz Rotermund es manches liebes Jahr getrieben und hatte
wohl frisch und lustig gelebt und für Tänze und Gelage und Spiel und
schöne Mädchen immer Geld in der Tasche; aber reich war er nicht
geworden, denn volle Taschen konnte er nicht leiden. Er war bisher
mit seinem grünen Rock zufrieden gewesen und immer noch ein
Jägersmann geblieben; da begab sich aber von ungeschicht etwas, das
den wilden Jäger zu einem zahmen Edelmann machen sollte, und das war
dieses:
Im Kriege, zur Zeit des Königs Karolus*, waren bei der Stadt Bergen
zwei Juden gehängt, die man als Pferdediebe ertappt hatte. Sie
hatten dort schon ein Jahr an dem Galgen gebaumelt, als Fritz
Rotermund zur Jahresfeier heraus mußte, um zu lernen, wie auf
hebräisch um Galgen und Rad getanzt wird. Und da hat er einen recht
geschwinden davidischen Reigen tanzen gelernt, denn die jüdischen
Geister hatten sich in einem so schnellen asiatischen Schwunge
herumgedreht, daß er--was ihm noch nie begegnet war--ermattet in
Schlaf hingesunken und erst erwacht war, als das Morgenrot den Ost
schon zu hellen begann. Da, als er erschrocken aufsprang, begab es
sich, daß der Wind ihm die lumpigen Rockzipfel des einen
Galgenkrametvogels, unter dessen dürren Beinen er in Schlaf gefallen
war, so heftig gegen die linke Backe wehte, daß das Blut darnach
heraussprang. Der Fritz, als er den Backenstreich fühlte und auf der
darnach tastenden Hand Blut erblickte, rief halb schauderig, halb
lachend aus: "Ei! ei! Mauschelchen! Du hast auch verdammt scharfe
Knöpfe und willst deine Leute wohl an mir rächen, welchen ich in
andern Geschäften zuweilen auch wohl mitternächtliche Besuche
abzustatten pflege?" Und zugleich schaute er nach dem Rocke, und sah
auch kein kleinstes Zeichen von einem Knopf, und das verwunderte und
schauderte ihn noch mehr. Er ergriff daher den im Winde fliegenden
Zipfel, damit er näher untersuchte, ob irgend in den Falten ein Knopf
verborgen stecke. Aber auch da fand sich nichts. Wohl aber fühlte
er etwas Hartes in den Ecken, und sah bald, daß diese mit tausend
Fäden hin und her im Unterfutter so durchnäht waren, als wenn sie bis
zum Jüngsten Tage halten sollten. Er griff nun frisch zu mit seinen
Jägerfäusten und riß den ganzen Rockzipfel zu Fetzen auseinander, und
was erblickte er? Ein paar funkelnde Edelsteine fielen vor ihm auf
die Erde.
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* In Schweden und in den damals schwedischen deutschen Ostseelanden
ist dieser König Karolus (Karl der Zwölfte) gleich dem Iskander der
Morgenländer und unserm Friedrich Rotbart auf dem Kyffhäuser wenige
Jahrzehnte nach seinem Tode ein mythischer Name geworden. Alles
längstvergangne Ungeheure und Gewaltige reiht sich unter solche Namen;
ob ein Jahrhundert oder einige Jahrtausende rückwärts oder vorwärts
gerechnet werden müssen, was kümmert das das Volk, welches für das
Poetische und Mythische eine wahrhaft göttliche Zeitrechnung hat, das
heißt: nach dem gewöhnlichen Maße gemessen gar keine.
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Er nahm sie auf und betrachtete sie an seinem Rabenstein und an dem
hellen Morgenrot, und fand, daß diese gegen jene Steine nur wie
blasses Wasser waren gegen das rote Feuer. Und hoch sprang er in die
Luft empor und rief: "Nun, dies ist der erste Galgentanz, der etwas
anderes als Schauder und Greuel gebracht hat", und so trollte er sich
davon.
Als er aber nach einer halben Stunde Galgen und Furcht weit hinter
sich hatte und die Sonne schon am klaren Himmel stehen sah, da holte
er die Steine wieder aus der Tasche und beschaute sie genauer, und
wußte bald, was sie wert waren. Denn auf seinen vielen und weiten
Seereisen hatte er viele Weltwunder und Meerwunder gesehen, und war
auch gewesen, wo die schönen grünlockigen Seejungfern so zauberisch
singen, daß die Schiffer den Matrosen, damit sie nicht zu ihnen in
die Tiefe springen, die Ohren voll Teer gießen und mit Wachs zukleben
müssen, und war auch an das Land gekommen, wo die Diamanten und
Rubinen am Strande im Sande liegen, wie bei uns die Kieselsteine,
hatte aber keine aufsammeln und mitnehmen dürfen wegen der greulichen
Drachen und Greifen, die sie bewachen.
Er lief nun fröhlich zu Hause, holte sein Pferd aus dem Stall,
sattelte es, und sagte auf acht Tage Ade, und so trabte er auf die
Alte Fähre zu, und von da ging's auf Hamburg oder Berlin, wo er die
kostbaren Judendiamanten wieder an Juden verkaufte und mit großen
Säcken voll Dukaten, wohl über ein paar Tonnen Goldes, nach wenigen
Tagen heimkam.
Nun hatte Fritz Geld in Hülle und Fülle, und mit dem Gelde kamen ihm
auch vornehme und ernsthafte Gedanken, ja ganz neue Gedanken, wie er
sie noch in seinem Leben nicht gehabt hatte. Er ging hin und ward
ein Edelmann, und kaufte seinem Bruder Boldevitz ab, wo sein Vater
gewohnt hatte und wo er geboren war, und kaufte auch Unruh und auch
mehrere andere schöne Güter, die da herumliegen. Und der Jäger Fritz
fuhr nun mit Vieren und mit Sechsen und mit langen Strängen, und
hatte Diener und Jäger hinter sich auf dem Bock stehen und Läufer mit
silbernen Stäben vor sich herlaufen, und hieß Herr Fritz von
Rotermund, wie sein Vater in seinen Tagen geheißen hatte. Und nun
nahm er sich auch ein schönes adliges Fräulein zur Frau und zeugte
Söhne und Töchter, und lebte und gebärdete sich wie ein anderer Herr.
Er blieb aber so freundlich und gebäurisch mit den Menschen und war
so mild gegen seine Leute und so mitleidig gegen die Armen, daß alle
verwundert sagten: Der wilde und leichtfertige Fritz ist ja ein
Mensch und dazu noch ein Christenmensch geworden.
Und das war nicht bloß eitler Schein, sondern es war ihm herzlicher
Ernst. Als Fritz so großes Gut erworben hatte und ein Edelmann
geworden war, da schien auch wirklich ein neuer Geist in ihn gefahren
zu sein, ein besserer Geist, der sonst so selten mit dem geschwinden
und plötzlichen Reichtum ins Haus zu kommen pflegt. Er verabscheute
von nun an seinen Rabenstein und seine mitternächtlichen
Diebsschliche, liebte auch seine alten Schalkstreiche nicht mehr,
sondern wollte sich wirklich von Herzen umwenden und bekehren und
wieder ein Mensch Gottes werden, hielt sich daher hinfort zu andern
guten Christen und zu Kirche und Abendmahl, und lebte mit Frau und
Kindern und mit Freunden und Nachbarn und mit allen Menschen so, daß
alle ihn lieb und wert hielten und seiner Jugend und Jugendstreiche
gern vergaßen. Wie er nun aber wirklich christlich und menschlich zu
sein und zu leben strebte, so hatte er doch noch einen plagenden Wurm,
um welchen er und sein Gott allein wußten, und dieser schlimme Wurm
war sein Rabenstein. Was der arme Mann um diesen ausgestanden und
gelitten hat, das ist gar nicht zu beschreiben.
Er fühlte nämlich, sowie er sich wieder zum Christentum und zum
Glauben seiner Kindheit zurückgewendet hatte, daß der Rabenstein
nichts Geheures war, sondern eine böse teuflische Gaukelei, und hätte
ihn sogleich von sich werfen mögen in den tiefsten See oder in die
verborgenste Erde vergraben oder in dem gewaltigsten Feuer verbrennen,
damit nimmer eine Menschenhand ihn wiederfände und mit seinem
höllischen Glanze Unheil stiftete. Aber! aber! Wie ist es dir
ergangen, armer Fritz Rotermund? Man wird des Rabensteins noch viel
schwerer los, als man ihn gewinnt. Sowie Fritz den Rabenstein von
sich werfen, wie er ihn der verschlingenden See, dem verzehrenden
Feuer überliefern wollte, wich der tückische Stein kaum eine Sekunde
von ihm, und flog ihm immer wieder in die Hand zurück, die ihn mit
aller Gewalt von sich geschleudert hatte, oder in die Tasche, woraus
er genommen war. Da hat nun Fritz, der jetzt wahrhaftig nicht der
muntre und fröhliche Fritz heißen konnte, es nach und nach mit allen
Elementen versucht, ob etwa eines den Stein lieber annähme als das
andre; aber der fürchterliche Stein ist der unverlierbare und
unzerstörbare geblieben. Er hat es außer diesen unglücklichen Proben
am eifrigsten und unablässigsten mit dem allerbesten Element versucht,
mit Andacht und Gebet; und wie viel er da gerungen hat, wie viel und
oft er um die stille Mitternacht in seiner Kammer und im einsamen
Walde und an heiliger Stätte auf den Knien gelegen und seinen Gott
und Heiland um Barmherzigkeit gefleht hat, daß er ihn von dem Bösen
erlösen wolle, das weiß auch Gott allein. Immer noch hat er die
blutigen Gerichtstage mithalten und die mitternächtlichen Galgentänze
noch mittanzen müssen, und jetzt mit entsetzlichem Grausen und
Schaudern, weil der Christ wußte, was es war. So hat er wohl zwanzig
Jahre gelebt in seinem neuen Stande, äußerlich der freundliche,
christliche Mensch, der milde und barmherzige Herr, innerlich der
Gepeinigte und Gemarterte. Er hat aber nicht abgelassen und ist
nicht müde geworden in Demut und Gebet, und hat dies alles mit
gebeugtem Herzen getragen als ein armer Sünder, den Gott für seinen
leichtfertigen Übermut und seine heidnische Frechheit strafen und
durch das, was ihm nun eine so grimme Pein geworden, vielleicht
erretten wolle. Endlich ist der Tag dieser Errettung und Begnadigung
gekommen, aber auf eine grauenvolle Weise.
Fritz ward eine Nacht zu einem Galgenfest getrieben nach Putbus, wo
an dem Wege, auf dem man nach Kasnevitz fährt, etwa eine halbe Stunde
vom Schlosse, auf einem öden Heidehügel, noch heute die Trümmer eines
Galgens stehen. Dort fand er bei seiner Ankunft das greuliche
Nachtgesindel schon in dem greulichen Tanze rundfliegen, und zugleich
mit ihm ritt von der andern Seite her als Mittänzer ein Mann auf, der
noch mit lebendigem Fleisch umkleidet war wie er und mächtig zu Rosse
saß und einen blanken Säbel in der Rechten schwang, als forderte er
jemand heraus. Und gewiß, er forderte heraus, denn der Fritz fühlte
bei seinem Anblick den heißesten Grimm in sich entbrennen, und mußte
sein Schwert ziehen und gegen ihn anlaufen, der, als er Fritzen zu
Fuß anrennen sah, von seinem Rappen heruntersprang. Fritz erkannte
ihn alsbald als den verrufenen alten Erzbösewicht, der am äußersten
Ende der Insel auf Jasmund hauste und von dem die Leute sich viele
greuliche und mordliche Geschichten erzählten. Sein Name war von
Zuhmen. Der alte graue Schelm erschien aber auf diesem Tanzplatz,
weil er vor ein paar Monaten einen Rabenstein gefunden hatte. Nun
war er der zweite auf der Insel, der einen Rabenstein besaß und zu
dieser mitternächtlichen Totenfeier hinaus mußte. Denn das ist auch
noch eine treibende Wut und ein unseliges Verhängnis des
entsetzlichen Steins, daß, wenn zwei sich begegnen, die den
Rabenstein haben, sie auf Leben und Tod einen Kampf miteinander
halten müssen.
Und so trafen denn die zwei in blinder Wut aufeinander und kämpften
den gräßlichen Kampf, während das leichte Heer seinen lustigen Reigen
um sie tanzte und wirbelte; und wie die Schläge ihrer Klingen sich
verdoppelten, so verdoppelte sich in ihren Herzen auch der Grimm.
Sie waren aber beide reisige Männer und gewaltig an Fäusten und
Gliedern und waren im rüstig frischen Alter ergraut. Und der Kampf
dauerte solange der Tanz dauerte, und das Gras um den Galgen war von
ihrem Blute rot gefärbt; da, als es von dem Turm eins schallte,
stürzte, von einem letzten gewaltigen Streich getroffen, der alte
Jasmunder Bösewicht als Leiche hin, Fritz aber entfloh mit Grausen
und mit tiefen und blutenden Wunden, die seinen Weg hinter ihm
röteten. Er hatte sich aber auf des Feindes Rappen geschwungen, denn
seine Füße hätten ihn nicht nach Hause zu tragen vermocht.
Und als der Sommermorgen graute, ritt er matt und blutig ins Tor zu
Boldevitz ein und hatte nicht Angst um sein Leben, sondern um seine
arme Seele. Und er weckte alsbald seinen treuen Diener und hieß ihn
geschwinde ein Pferd satteln und gen Gingst galoppieren, daß er ihm
den dortigen Herrn Pfarrer holte. Denn er sprach zu ihm: "Ich war
ausgeritten und bin in dem Walde bei Kubbelkow unter Räuber geraten,
und sieh! wie sie mich zerhauen haben und wie die Blutströme aus den
tiefen Wunden an mir herabrinnen! Es wird in wenigen Stunden aus
sein mit dem alten Fritz."
Und der Diener flog wie der Wind auf seinem Pferde dahin, denn er
liebte seinen guten Herrn über alles. Und der erschrockene Pfarrer
in Gingst war nicht Säumiger, denn er nannte Herrn Fritz Rotermund
den besten Christen und den fleißigsten Kirchengänger unter seinen
eingepfarrten Edelleuten. Und anderhalb Stunden nach des Dieners
Ausflug waren beide in Boldewitz und fanden den alten Herrn auf dem
Lager blaß und bleich wie den Tod und sein Weib und seine Kinder um
ihn, welche ihm seine Wunden verbunden hatten. Er aber, als der
Pastor hereingetreten ist, hat allen gewinkt herauszugehen, damit er
mit dem geistlichen Herrn betete und sich zur Abfahrt bereitete.
Und als sie beide allein geworden, hat er dem Pastor alles erzählt
und gebeichtet und den Mann so bestürzt, daß er kaum hat beten können.
Bald aber hat der fromme Mann sich wieder genommen und hat die
Bibel ergriffen und des todwunden Ritters Hände gefaßt, und über ihm
gebetet, daß der gnädige Himmel sich des reuigen und zagenden Sünders
erbarmen wolle. Und der Himmel hat sich gnädig auf das Gebet
herabgelassen, und Fritz hat mit lauter Stimme und sehnsüchtigem
Herzen die Worte des geistlichen Herrn nachgesprochen. Und bald hat
er sich zum erstenmal in vielen Jahren ganz getröstet gefühlt und
laut ausgerufen: "Gelobt und gepriesen sei Gott und Jesus Christus
für diese Wunden!" Und der Pastor ist fröhlich erstaunt über diesen
Ausruf und über des Ritters erheitertes und erleuchtetes Angesicht,
und bald noch viel mehr und viel fröhlicher, als der Herr von oben
das hörbare und sichtbare Zeichen der Gnade gegeben. Denn kaum hatte
Fritz diesen fröhlichen Ruf des erlösten Herzens getan, als der
unselige Karfunkelstein plötzlich aus der Tasche des Edelmanns
herausfuhr, wie ein leuchtender Blitz durch die Luft hinzischte, und
dann wie eine springende Feuerkugel sich gegen den Ofen schnellte,
und kling! Kling! in der Sekunde in Millionen Stücke zerstob, wie
ein Sandhaufen auseinanderweht, so daß man auch die Spur nicht von
ihm sah. Und Fritz hat wieder freudig gerufen: "Mein Gott und mein
Heiland, wie barmherzig bist du! Und sahet und hörtet Ihr wohl, Herr
Pastor, wie der Teufel in nichts zerklungen und in Staub zerflogen
ist?" Und er faltete in Inbrunst die Hände und dankte und betete; und
der Pastor dankte und betete mit ihm und sprach: "So bist du gnädig,
barmherziger Gott und Erhalter und Behalter aller Dinge, und erlösest
und erquickest den reuigen Sünder!"
Und unter den beiden war große Freude, und sie umhalsten sich in
Wonne, wie sich die Engel im Himmel umhalsen, und Fritz sprach: "Mein
Abschied ist nahe, und darum geht, Herr Pastor, und holet mir Weib
und Kinder." Und der Pastor hat sie gebracht, und Fritz hat die Hände
auf sie gelegt und sie zum letztenmal geküßt und gesegnet, und ist
dann augenblicklich mit Zuversicht und Freuden heimgegangen. Denn
das Blut war aus seinen Adern gelaufen und die Luft an dem irdischen
Leben aus seiner Seele.